Sonntag, 5. Februar 2017

SV Sandhausen - Erzgebirge Aue 2:0



Gegen das oftmals unterschätzte Team aus dem Erzgebirge möchte der SV Sandhausen seine gute Tendenz aus den letzten Begegnungen bestätigen und die unglückliche Niederlage aus dem Hinspiel revidieren. 

Aue mit Rechtsfokus

Erzgebirge Aue agierte in einem 4-2-3-1 System. Das zentrale Dreiermittelfeld rekrutierte sich aus Tiffert, Samson und Fandrich, flankiert von Nazarov und Adler. Köpke besetzte das Sturmzentrum. Tiffert kippte regelmäßig rechts heraus und bildete gemeinsam mit Breitkreutz und Susac eine Dreierkette im Spielaufbau. Da die beiden Außenverteidiger Kalig und Hertner sowie Samson  tief blieben und sich mittels Dreiecksbildung unterstützend in die Ballzirkulation einbanden, fehlten der Sandhäuser Offensivreihe die Referenzpunkte um das gewünschte hohe Pressing erfolgsstabil durchzuziehen.  


Da sich sowohl Fandrich als auch die beiden Flügelspieler Richtung letzter Linie orientierten, verzichtete Aue im Folgenden auf  ein geordnetes Aufrücken, sondern schlug die Bälle ins letzte Drittel. Auffällig war dabei, dass sich Fandrich und Köpke regelmäßig aus dem Zentrum bewegten und gemeinsam mit Nazarov (später Adler) den rechten Flügel überluden. Die langen Bälle wurden dann auch entweder auf den rechten Flügel oder zumindest in die Schnittselle von Knipping und Roßbach gespielt. Die Außenvertediger schoben daraufhin aggressiv nach und verwickelten Sandhausen in zahlreiche Duelle um zweite Bälle.



Gegen den Ball rückte Fandrich neben Köpke in die erste Linie und stellte ein 4-4-2 her, welches sich phasenweise durch Mannorientierungen zu einem 4-3-3 transformierte. Samson gab den offensiveren Part und versuchte in hohen Pressingphasen  den Passweg auf den abkippenden Sechser (meist Linsmayer) zu versperren oder zumindest ein Aufdrehen zu verhindern. Die Einrückbewegungen von Pledl und Vunguidica wurden durch weiträumige Herausrückbewegungen der Außenverteidiger beantwortet, die dann wiederrum an die ballnahen Sechser übergaben. Diese Mischung aus aktiven Herausrückbewegungen und reaktiven Mannorientierungen führte dazu, dass sich der SVS auf dem Flügel über schnelle Kombinationen und Direktablagen durchspielen konnte.

Im Spiel mit Ball beantwortete Sandhausen den gegnerischen Rechtsfokus mit einem Linksfokus. Angriffe wurden fast ausschließlich linear über Vunguidica und den hinterlaufenden Roßbach auf dem Flügel ausgespielt. Pledl schob daraufhin weit ins Zentrum hinein, besetzte den Zwischenlinienraum und konnte auf Wooten oder Höler durchstecken. Desto länger die Partie dauerte, desto seltener wurde die Einrückbewegungen von Pledl verfolgt, da Hertl seine Position nicht verwaisen lassen wollte und den aufgerückten Klingmann im Auge behalten musste und Adler zunehmend hoch blieb um auf Konter zu zocken. 



Standard bringt Sandhausen auf Siegerstraße 

Der glückliche Führungstreffer, resultierend aus einer Standardsituation, drehte die Dramaturgie des Spieles zu Gunsten des SV Sandhausen. Dotchev tauschte Bunjaku für den erst Mitte der ersten Hälfte eingewechselten Pepic ein und stellte auf ein 4-4-2/4-1-4-1 um. Da nun Fandrich neben Tiffert ins defensive Zentrum rückte und sich Bunjaku zusammen mit Köpke im Sturmzentrum aufhielt, konnte Aue nicht mehr so effektiv die Flügel überladen und Überzahl in Ballnähe herstellen. Den Außenverteidigern fehlten die diagonalen Passwege ins letzte Drittel oder die Verlagerungsoptionen in der Mitte. Sandhausen konnte Aue nun leichter auf den Außen isolieren und zu verfrühten Flanken zwingen. Anschließende Duelle um zweite Bälle gingen nun deutlich häufiger an die Sandhäuser, die vom nachlassenden Gegenpressing der Auer profitierten. Köpke, und die aufrückenden Tiffert und Fandrich versuchten zwar sofort nach Ballverlusten Zugriff herzustellen, eine falsch getimte Attacke reichte allerdings schon aus und der SVS konnte mit Tempo auf die Restverteidigung zulaufen. Einer dieser zahlreichen Gegenangriffe spielten Pledl, Höler und Wooten geschickt aus und entschieden das Spiel 15 Minuten vor Ende mit dem 2:0

Fazit                                                                                

Ein glücklicher, wenn auch nicht gänzlich unverdienter Sieg für das Team von Kenan Kocak, das sich nun mit bereits 30 Punkten bereits nach 19 Spielen sämtlicher Anstiegssorgen entledigt haben dürfte.

Aue mangelte es über 90 Minuten gesehen an konstanter Stabilität und Durchschlagskraft. Durch den tiefen Spielaufbau konnten sie zwar das Sandhäuser Pressing  aushebeln, für die anschließenden linear vorgetragenen Angriffe fehlte es allerdings an der nötigen Wucht und Tiefe um die Schnelligkeit von Köpke, Adler und Nazarov zu nutzen.

Trotzdem zeigten die „Veilchen“  eine in Anbetracht der prekären Tabellensituation spielerisch ansprechende Leistung und widerlegten das reflexartig hervorgebrachte Argument, dass erfolgreicher Abstiegskampf nur über Attribute wie „Kampf“, „Einstellung“ und „Wille“ gelingen kann.

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