Sonntag, 19. Februar 2017

1. FC Kaiserslautern - SV Sandhausen 3:0



Kurzusammenfassung

SVS mit Stiefler im 4-2-2-2

Kaiserlautern steht im reaktiven 4-4-2 Mittelfeldpressing kompakt und erzeugt Torgefahr über linear vorgetragene Flügelangriffe

Sandhausen bildet im Ballbesitz ein 3-1-4-2

Grundformationen

 

FCK Coach Norbert Meier wartete mit einer Ãœberraschung auf. Der frisch gebackene Afrika Meister Zoua besetzte für Osawe  im 4-2-3-1 das Sturmzentrum. Moritz und Frey agierten auf der Doppelsechs hinter der Dreierreihe Przybylko, Halfar und Kerk, die ständig ihre Positionen wechselten.

Gegen den Ball rückte Halfar neben Zoua in die erste Linie auf und stellte ein 4-4-2 Formation her, die als reaktives Mittelfeldpressing mit einigen Mannorientierungen interpretiert wurde. Die Aufrückbewegungen der Sandhäuser Außenverteidiger wurden von Kerk und Przybylko nach hinten verfolgt, sodass der FCK gegen den Ball kompakt stand, sich aber weit in die eigene Hälfte zurückdrängen ließ. Hohe Anlaufbewegungen der Flügelspieler sorgten teilweise für Druck auf der ersten Linie, wirkten aber eher individuell improvisiert und wurden auch nicht durch systematisches nachrücken der hinteren Linien beantwortet.

Angriffe wurden meist  simpel linear über die Flügel nach vorne getragen. Der häufig horizontal ausweichende Halfar sowie der aufrückende Moritz versuchten im Anschluss an Ãœberladungen das Spiel relativ schnell in die Tiefe zu bringen. Zu dieser Spielweise passten auch die ausweichenden Bewegungen von Zoua, der sich häufig in die Halbräume fallen ließ und als Ablagestation fungierte.

Kenan Kocak nahm im Vergleich zur letzten Begegnung zwei Änderungen vor. Roßbach rückte für Paqarada auf die linke Außenverteidigerposition, Lukasik bildete zusammen mit Linsmayer die Doppelsechs vor der Abwehr. Stiefler und Pledl agierten eine Linie davor als verkappte Zehner hinter Höler und Wooten.

Der SVS verzichtete auf ein hohes Angriffspressing, sondern belauerte den gegnerischen Sechserraum. Pledl und Stiefler waren nicht nur auf Halbraumsicherung fokussiert, sondern nahmen im Spiel gegen den Ball den jeweils ballnahen Sechser mannorientiert auf, versperrten den diagonalen Passweg ins Zentrum und ließen den jeweiligen ballnahen Außenverteidiger gezielt offen.

Sobald sich der ballführende Innenverteidiger nach Außen orientierte, sprinteten die ballnahen MS und FS los um eine Überzahl auf den Außen zu erlangen. Die ballfernen Spieler schoben nach und sicherten die Überzahlsituation ab. Der FCK war daraufhin gezwungen entweder abzubrechen, oder den langen Ball auf Zoua zu schlagen, jedenfalls konnte so der spielstarke Halfar weitgehend aus der Partie genommen werden.

Mangelnde Intensität im Aufbauspiel

Sandhausen stellt im Aufbau ein 3-1-4-2 mit Rautenbildung im Zentrum her. 


Auf Grund der reaktiven Spielweise der Pfälzer war der SVS allerdings vor allem im eigenen Aufbauspiel gefordert: Ein Sechser kippte  zwischen die nach außen ausweichenden Innenverteidiger ab und stellten eine 3:2 Ãœberzahl gegen das passive Pressing der Lautrer her. Klingmann und Roßbach positionierten sich breit im zweiten Drittel nahe der Seitenauslinie und ermöglichten Stiefler und Pledl ein Einrücken in die Halbräume. In Kombination mit dem Aufrücken des ballnahen Sechsers und dem sich fallen lassenden Höler entstand eine rauten ähnliche 1-2-1 Formation im Zentrum.

Da Knipping meist nur lange Bälle oder Rückpässe spielte, wurde der Aufbau aus der ersten Linie heraus  von Gordon vorangetrieben. Der SVS versuchte den Ball lange zirkulieren zu lassen, den FCK horizontal auseinanderzuziehen um dann nach einer Verlagerung auf Gordon in die Schnittstellen zu spielen. Zwar verfügte der SVS über die passenden Staffelungen im Mittelfeld um mittels Dreiecksbildung und/oder Dribblings gefährlich in hohe Zonen vorzudringen, es mangelte allerdings meist an der nötigen Intensität. Bis Gordon den Ball erhielt und andribbelte, hatten sich der SVS bereits im 3-1-4-2 positioniert und der FCK seine Verschiebebewegung abgeschlossen.  Die Verlagerungen waren zu langsam, die Positionen wurden zu statisch ausgeführt, Pässe wurden meist zu kurz und vorhersehbar zwischen den angrenzenden Positionen ausgetauscht, statt gegnerische Linien zu durchdringen.

Gefährlich wurde der SV Sandhausen vor allem im Anschluss an Gegenpressingaktionen, was sich nicht nur durch den vorteilhaften formativen Zugriff im Zentrum erklären lässt, sondern auch durch die  gut antizipierenden Linsmayer und Lukasik, welche im Gegenpressing fast immer die richtige Mischung aus aggressivem Herausrücken und Rückzugsbewegungen fanden.

Individueller Fehler bringt Sandhausen auf Verliererstraße

Nach einem individuellen Fehler von Knipping, dessen verunglückter Rückpass von Zoua abgefangen wurde und einem anschließenden Gegentreffer nach einem Eckball musste der SV Sandhausen mit der veränderten Spielsituation zurechtkommen
Obwohl Kenan Kocak unter anderem zur Pause mit Sukuta-Pasu einen klassischen Zentrumsstürmer für Stiefler einwechselte, versuchte Sandhausen weiterhin ihre Angriffe aus der ersten Linie mittels Diagonalbälle nach vorne zu tragen.

Das passive Pressing der Lautrer ermöglichte den Innenverteidigern einen größeren Raum beim andribbeln zu überbrücken. Klingmann und Roßbach schoben nicht mehr ins zweite Drittel, sondern bis auf die verlängerte Sechzehnerlinie.
Die eng an der Viererkette agierenden Moritz und Frey , sowie die einrückenden Kerk und Pryzybylko versperrten Sandhausen die Passwege ins Zentrum, sodass  der SVS häufiger zum langen Ball auf Sukuta-Pasu, oder die Route über die freien Außenverteidiger und anschließende Flanken wählen musste. Trotz einiger im Ansatz vielversprechender Chancen in denen Sukuta Pasu entweder im Anschluss an Halbraumdribblings in der Schnittstelle zwischen AV und IV gefunden werden konnte, gelang es Sandhausen nicht nachhaltig für Torgefahr zu sorgen oder sich in der gegnerischen Hälfte festzusetzten.

Im Gegenteil, begünstigt durch das nachlassende Gegenpressing der Sandhäuser, nutze der FCK den verwaisten Raum hinter den aufgerückten Außenverteidigern um über die breit agierenden Flügelspieler Gegenangriffe zu initiieren. Norbert Meier brachte mit Osawe eine weitere physisch-robuste Komponente im Spiel und entschied die Begegnung letztendlich nicht unverdient für sich.

Fazit

Um ein Spiel in der zweiten Bundesliga siegreich gestalten zu können braucht man vor allem Stabilität und Durchschlagskraft. Bewertet  man die Begegnung an Hand dieser beiden Aspekte ist das Resultat nur die logische Konsequenz aus einer Begegnung in der es dem SVS mit und gegen den Ball an Intensität mangelte, was gepaart mit individuellen Fehlern zur Niederlage führte.
 

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