Montag, 9. Januar 2017

Taktische Entwicklung (Teil2)



4-4-2 und hohes Pressing nach der Länderspielpause 

Hohes Pressing

Nach der Länderspielpause stellte Kenan Kocak das System ein weiteres Mal um. Der SVS agierte nun mit und gegen den Ball in einem mannorientiertem 4-4-2: Mit Linsmayer und Höler, welcher für Sukuta-Pasu neben Wooten ins Sturmzentrum rückte, spielten sich zwei spielintelligente Spielertypen in der Stammformation fest. 


-      Zehnerraum wird dynamisch von Höler und/oder einrückenden FS besetzt
-      Linsmayer kippt zwischen IV ab
-      AV schieben weit ins zweite Drittel


Linsmayer brachte bei eigenem Ballbesitz mehr Balance und Sicherheit in das Sandhäuser Aufbauspiel. Er ließe sich häufig zwischen die weit auffächernden Innenverteidiger fallen und ermöglichte dem SVS ein strukturierteres Aufbauspiel und längere Ballzirkulationen in der ersten Linie. Der eher vertikal ausgerichtete Kulovits schob daraufhin nach vorne und diente als Verbindungsspieler in hohe Zonen. 

Sandhausen mied zwar weiterhin das Zentrum als Durchlaufstation im eigenen Aufbauspiel, verzichtete aber nun deutlich häufiger auf lange Bälle als Spieleröffnung. Eine wichtige Rolle nahmen dabei die Außenverteidiger ein:  Sie gingen maximal in die Breite und schoben schnell ins zweite Drittel nach vorne, ohne dabei die Anbindung an den Aufbau zu verlieren, in den sie verstärkt eingebunden waren und durch schnelle, direkte Vertikalpässe in die Halbräume fortsetzten.

Somit konnten einerseits mannorientierte Gegenspieler nach hinten gedrängt werden, andererseits wurde den Flügelspielern ein Einrücken in die Halbräume ermöglicht. Sie orientierten sich an der gegnerischen letzten Linie und waren auf schnelle Durchbrüche fokussiert.

Problematisch war dabei allerdings die unvorteilhafte Körperstellung der angespielten Spieler in hohen Zonen. Sie mussten meist den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen. Konnten sie den Ball nicht sofort mit der ersten Berührung weiterleiten oder „klatschen“ lassen, verlangsamte sich automatisch das Aufbauspiel auf Grund des daraus resultierenden Dynamikverlustes.

Das wohl wichtigste taktische Mittel der Sandhäuser ist ihr Angriffspressing. Gegen den Ball praktizierte der SV Sandhausen nun deutlich häufiger und länger ein hohes Pressing im 4-4-2, welches auf Grund der Mannorientierungen situativ zu einem 4-2-4 wechselte. 
Der SVS störte dabei wesentlich aggressiver als andere Teams und griffen den Gegner bereits weit in dessen Hälfte an. Durch Mannorientierungen gelang es ihnen eine direkte Zuordnung auf dem Platz zu erreichen: Die beiden Stürmer attackierten die Innenverteidiger, die beiden Flügelspieler gingen auf die Außenverteidiger, und die Sechser nahmen die gegnerischen Sechser auf bzw. verfolgten sie bei Abkippbewegungen bis weit in die gegnerische Hälfte hinein.

Mit dieser aggressiven Taktik lenkten die Hardtwälder den Spielaufbau ihres Gegners auf die Außenverteidiger. Ein Rückpass zum Innenverteidiger war nicht möglich, da dieser vom gegnerischen Stürmer gedeckt wurde. Auch der Passweg zum Sechser war geschlossen. Um ein Vertikalspiel des Gegners zu verhindern, rückte die ganze Mannschaft weit auf. Die Viererkette postierte sich in vielen Situationen auf Höhe der Mittellinie. Die Sandhäuser agierten dadurch zwar weit vorne, da die Viererkette aber ebenso weit aufrückte entstanden kaum Zwischenräume.


-      Gegner wird nach Außen geleitet-Dresdens LV erhält den Ball
-      Pledl attackiert LV, Wooten versperrt Rückpassoptionen, Kulovits verfolgt 6er mannorientiert, Kosecki steht als Verlagerungsoption nach Ballgewinn bereit
-      Viererkette schiebt hoch und stellt vertikale Kompaktheit her 


Diese Spielweise mag zwar relativ simpel daherkommen, ist aber in der Praxis mit einem hohen Laufaufwand und maximaler Konzentration verbunden. Jeder Spieler muss sich auf diese proaktive Spielweise einstellen und seine Position im Spiel gegen den Ball ausführen-sonst zerfällt das Gerüst.

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