Taktische Entwicklung (Teil1)
Der SV
Sandhausen hat kurz nach Trainingsauftakt auf den Abgang von Trainer Alois
Schwartz reagieren müssen, und mit Kenan Kocak einen interessanten, jungen
Trainer verpflichtet, der erst vor einigen Monaten die Ausbildung zum Fussball
Lehrer erfolgreich abgeschlossen hat. Der Deutsch-Türke trainierte die letzten
drei Jahre den Regionalligisten SV Waldhof Mannheim, der in der vorherigen
Saison erst in den Relegationsspielen den Aufstieg in die 3.Bundesliga verpasst
hat. Dort führte Kocak ein proaktives Spielsystem ein, welches vor allem durch
ein hohes, intensives Pressing, vertikale Kompaktheit, geschicktes Herausrückverhalten
und Halbraumpräsenz bestach. In Sandhausen fand er nun eine Mannschaft vor, die
in den letzten drei Jahren unter Ex-Trainer Schwartz einen reaktiven Spielstil
ohne hohes Pressing und mit vielen langen Bällen aus der ersten Linie heraus
pflegte.
Im folgenden
wird die taktische, sowie strategische Entwicklung der Sandhäuser Mannschaft in
den ersten 10 Spielen skizziert.
4-2-3-1 bis zur Länderspielpause
Grundlegende
Formation zu Saisonbeginn
In den ersten
Spielen bis zur Länderspielpause konnte man erkennen, dass in der
Sommervorbereitung vor allem die Arbeit gegen den Ball im Vordergrund stand.
Das 4-2-3-1 mit zwei eng an der Viererkette spielenden Sechsern wurde
eingeführt. Im Spielaufbau griffen die Sandhäuser nach kurzer Ballzirkulation
in der ersten Linie meist zu langen Bällen, welche vom bulligen Zentrumsstürmer
Sukuta-Pasu in der letzten Linie gesichert werden sollten. Zwar wurde dadurch
die eigene Gefährlichkeit der Stabilität geopfert, doch für ein individuell
eher schwächeres Team wie den SVS stellte diese Option ein probates Mittel dar
um Offensivpräsenz zu erzeugen. Deswegen vermieden die Hardtwälder gerade in
den Spielen bis zur Länderspielpause oftmals ein ambitioniertes Aufbauspiel mit
einem abkippenden Sechser.
Sukuta-Pasu
ließ sich nach langen Bällen häufig leicht zurückfallen, versuchte die gegnerische
Innenverteidigung etwas herauszulocken, um dann auf die Sechser abzulegen,
welche dann mit Direktpässen die diagonal ins Zentrum ziehenden Flügelspieler
Kosecki und Pledl bedienen sollten. Diese konnten oftmals die Halbräume
besetzten, da beide Außenverteidiger weit nach vorne schoben.
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Sukuta-Pasu zieht IV aus Zentrum und legt auf
Achter ab
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Pledl und Kosecki ziehen diagonal ins Zentrum
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In Ansätzen
konnte man auch schon Phasen des hohen Pressings erkennen, was in den nächsten
Wochen weiter perfektioniert werden konnte. Dabei wirkte das Sandhäuser Spiel
phasenweise inkohärent, was sich eventuell durch die von Vorgänger Alois
Schwartz implementierte reaktive Spielweise erklären lässt. Einzelne Spieler
liefen zwar die richtigen Wege, taten dies aber teilweise nicht mit der nötigen
Intensität um Ballgewinne in aussichtsreichen Positionen zu realisieren.
Ein weiteres
Stilmittel im Sandhäuser Aufbau waren Flügelüberladungen: Sukuta-Pasu bewegte
sich in der letzten Linie horizontal
ausweichend und versuchte Flügelüberladungen zu initiieren. Der ballnahe
Sechser sowie der ballnahe Außenverteidiger schoben dabei ebenfalls Richtung
Flügel, während die ballfernen Spieler den Strafraum belagerten. Infolge dessen
konnten zwar teilweise sehenswerte kleinräumige Kombinationen angestoßen
werden, um letztendlich nachhaltig gefährlich zu werden fehlte es allerdings an
der nötigen Durchschlagskraft.
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Sukuta-Pasu weicht auf Flügel aus
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AV und ballnaher Achter schieben Richtung
Flügel
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