SV Sandhausen – 1. FC Union Berlin 0:1
Der SV
Sandhausen empfing den 1. FC Union Berlin in einem für beide Seiten
richtungsweisenden Spiel. Berlin könnte mit einem Sieg den Anschluss an die
Spitzenränge herstellen, während der SVS sich mit einem Dreier vorerst aller
Abstiegssorgen entledigen würde.
Union dominiert das Zentrum
Jens Keller
schickte sein Team in einem 4-3-3 aufs Feld. Das zentrale Mittelfeld wurde in einer
2:1 Anordung aufgeteilt. Kroos und Daube besetzten die Sechserposition,
Kreilach die Achterposition. Dabei war diese Aufteilung keinesfalls starr,
sondern wurde von den drei Akteuren flexibel interpretiert. Mal besetzte Kroos
zusammen mit Kreilach den Achterraum, mal rückte Kreilach nach hinten und
sicherte gemeinsam mit Daube den Zwischenlinienraum.
Zentrumsstürmer
Quaner wurde von Skrzybski und dem inversen Flügelspieler Hedlund flankiert. Pedersen,
Puncec, Leistner und Trimmel bildeten die Viererkette.
Gegen den
Ball pressten die Berliner phasenweise sehr hoch im 4-3-3 aus dem jedoch sowohl formativ als auch
personell einige flexible Umformungen erfolgten. So stellte Kreilach einige
Male ein 4-4-2 her indem er neben Quaner in die erste Pressinglinie aufschloss
und Kister sowie Gordon unter Druck setzte. Kippte Linsmayer zwischen die
beiden Innenverteidiger ab, rückte Kroos ebenfalls in die erste Pressinglinie.
Hedlund und Skrzybski ließen sich dann neben Daube fallen und stellten dadurch
wieder ein 4-3-3 her.
-
Kroos verfolgt abkippenden Linsmayer und
stellt ein 4-3-3 her
-
Hedlund und Skrzybski sichern die Halbräume
neben Daube
|
Sandhausen
presste ebenfalls hoch, allerdings nicht mit letzter Entschlossenheit. Wooten
lief den ballführenden Innenverteidiger bogenförmig an, die Reihe dahinter
schob allerdings nicht in letzter Konsequenz nach. Da die Berliner mit zwei
Sechsern spielten und sich zusätzlich noch Kreilach bzw. ein Flügelspieler
fallen ließ, konnten die Eisernen geschickt die eigene erste Linie überladen
und den mannorientiert agierenden Sandhäusern die Referenzpunkte im Pressing
nehmen.
Dabei war
Union gar nicht unbedingt gewillt spielerisch nach vorne zu kommen. Viel mehr
wurde-nach kurzen Zirkulationsphasen in der ersten Linie- der lange Ball auf Quaner bewusst forciert und
häufig eingesetzt. Da auch die Sandhäuser auf Grund der oben beschriebenen
Berliner Pressingmechanismen zu langen Bällen gezwungen wurden, entwickelte
sich ein Spiel, welches durch unzählige Duelle um zweite Bälle geprägt war. Die
Eisernen waren hier leicht im Vorteil. Sie zogen sich im Anschluss an lange
Bälle eng zusammen, was gepaart mit der 3:2 Überzahl im Zentrum für konstante
Überzahl in Ballnähe sorgte.
Die folgenden
Angriffe wurden daraufhin entweder
-
vertikal
über die schnellen Außen
-
durch
Dreiecksbildung in den Halbräumen
-
oder
im Anschluss an Ablagen von Quaner, vorgetragen.
Sandhausen zu tief
Unions Flügelstürmer agierten Halbraumorientiert und positionierten sich zwischen
Innen- und Außenverteidigung . Dadurch schufen sie Platz für die weit
aufrückenden, breit agierenden Außenverteidiger, welche somit die Sandhäuser
Flügelspieler tief binden konnten und für Zuordnungsprobleme im Sandhäuser
Defensivverbund sorgten. Die einrückenden Flügelspieler wurden nämlich nicht
vom jeweiligen Außenverteidiger, sondern vom ballnahen Sechser aufgenommen. Die
Sandhäuser Formation wurde daraufhin etwas „platt“ gedrückt. Des weiteren waren
nun die Berliner Sechser in den Halbräumen anspielbar.
-
Trimmel bindet Kosecki
-
Skrzybski wird von Linsmayer aufgenommen
-
Kroos ist im Halbraum frei
|
Im Spiel mit
Ball präsentierten sich die Sandhäuser überwiegend eindimensional. Konnten sie
einmal das hohe Pressing der Berliner überspielen, versuchten sie über den
ausweichenden Wooten sowie den ballnahen Sechser die Flügel zu überladen. Da
die Zuspiele meist hoch erfolgten, und die Mannschaft insgesamt zu langsam
nachrückte, wurden der SVS leicht von den Berlinern auf den Außen isoliert.
Intensität ohne Ertrag
Im Laufe der
zweiten Hälfte wurde das Berliner Pressing zunehmend inkohärenter und der SVS
konnte sich einige Male Flach in höhere Zonen spielen. Berlin konnte weiterhin
das Zentrum sichern und so wählten die Sandhäuser die Route über Außen um ins
letzte Drittel zu gelangen. Wooten wich nun noch häufiger horizontal aus und
versuchte Bälle zu sichern und abzulegen. Mit Sukuta-Pasu, Vunguidica und
Vollmann brachte Kocak zudem Spieler, die eher durchbruchsorientiert als
kombinativ agierten. Roßbach und Thiede trauten sich trotzdem nicht bis ganz
nach vorne aufzurücken und so wirkte das Positionsspiel etwas unstrukturiert.
Es fehlte weiterhin an der nötigen Halbraumpräsenz um sich nachhaltig im
letzten Drittel festzuspielen. Die Einwechslungen sorgten tendenziell für ein
Überladen der letzten Linie, was dazu führte das die Bälle meist hoch und weit
geschlagen wurden.
Zwar konnte
insgesamt die Intensität erhöht werden, zu mehr als einer Chance nach einer
Standardsituation reichte es dann nicht mehr.
Fazit
Union Berlin
fährt verdient einen Auswärtssieg im Hardtwald ein. Jens Keller stellte seine
Mannschaft passend auf den Gegner ein. Die 3:2 Überzahl im Zentrum sorgte für
Dominanz im Spielaufbau und Überlegenheit im Kampf um zweite Bälle. Das eigens
praktizierte hohe Pressing zwang die Sandhäuser zu unkontrollierten langen
Bällen, welche von der kompakt stehenden Defensivreihe aufgesammelt wurden.
Der SV
Sandhausen traf zum ersten Mal in dieser Saison auf einen Gegner, der die
Struktur des Spiels bestimmte und durch passende formative Umstellungen ihre
Stärken eliminierte
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen