Montag, 9. Januar 2017

SV Sandhausen – 1. FC Union Berlin 0:1



SV Sandhausen – 1. FC Union Berlin 0:1         


Der SV Sandhausen empfing den 1. FC Union Berlin in einem für beide Seiten richtungsweisenden Spiel. Berlin könnte mit einem Sieg den Anschluss an die Spitzenränge herstellen, während der SVS sich mit einem Dreier vorerst aller Abstiegssorgen entledigen würde.

Union dominiert das Zentrum

Jens Keller schickte sein Team in einem 4-3-3 aufs Feld. Das zentrale Mittelfeld wurde in einer 2:1 Anordung aufgeteilt. Kroos und Daube besetzten die Sechserposition, Kreilach die Achterposition. Dabei war diese Aufteilung keinesfalls starr, sondern wurde von den drei Akteuren flexibel interpretiert. Mal besetzte Kroos zusammen mit Kreilach den Achterraum, mal rückte Kreilach nach hinten und sicherte gemeinsam mit Daube den Zwischenlinienraum.

Zentrumsstürmer Quaner wurde von Skrzybski und dem inversen Flügelspieler Hedlund flankiert. Pedersen, Puncec, Leistner und Trimmel bildeten die Viererkette.

Gegen den Ball pressten die Berliner phasenweise sehr hoch im 4-3-3  aus dem jedoch sowohl formativ als auch personell einige flexible Umformungen erfolgten. So stellte Kreilach einige Male ein 4-4-2 her indem er neben Quaner in die erste Pressinglinie aufschloss und Kister sowie Gordon unter Druck setzte. Kippte Linsmayer zwischen die beiden Innenverteidiger ab, rückte Kroos ebenfalls in die erste Pressinglinie. Hedlund und Skrzybski ließen sich dann neben Daube fallen und stellten dadurch wieder ein 4-3-3 her. 


-      Kroos verfolgt abkippenden Linsmayer und stellt ein 4-3-3 her
-      Hedlund und Skrzybski sichern die Halbräume neben Daube
 

Sandhausen presste ebenfalls hoch, allerdings nicht mit letzter Entschlossenheit. Wooten lief den ballführenden Innenverteidiger bogenförmig an, die Reihe dahinter schob allerdings nicht in letzter Konsequenz nach. Da die Berliner mit zwei Sechsern spielten und sich zusätzlich noch Kreilach bzw. ein Flügelspieler fallen ließ, konnten die Eisernen geschickt die eigene erste Linie überladen und den mannorientiert agierenden Sandhäusern die Referenzpunkte im Pressing nehmen.

Dabei war Union gar nicht unbedingt gewillt spielerisch nach vorne zu kommen. Viel mehr wurde-nach kurzen Zirkulationsphasen in der ersten Linie-  der lange Ball auf Quaner bewusst forciert und häufig eingesetzt. Da auch die Sandhäuser auf Grund der oben beschriebenen Berliner Pressingmechanismen zu langen Bällen gezwungen wurden, entwickelte sich ein Spiel, welches durch unzählige Duelle um zweite Bälle geprägt war. Die Eisernen waren hier leicht im Vorteil. Sie zogen sich im Anschluss an lange Bälle eng zusammen, was gepaart mit der 3:2 Überzahl im Zentrum für konstante Überzahl in Ballnähe sorgte.  

Die folgenden Angriffe wurden daraufhin entweder

-          vertikal über die schnellen Außen

-          durch Dreiecksbildung in den Halbräumen

-          oder im Anschluss an Ablagen von Quaner, vorgetragen.

Sandhausen zu tief  

Unions Flügelstürmer agierten Halbraumorientiert und positionierten sich zwischen Innen- und Außenverteidigung . Dadurch schufen sie Platz für die weit aufrückenden, breit agierenden Außenverteidiger, welche somit die Sandhäuser Flügelspieler tief binden konnten und für Zuordnungsprobleme im Sandhäuser Defensivverbund sorgten. Die einrückenden Flügelspieler wurden nämlich nicht vom jeweiligen Außenverteidiger, sondern vom ballnahen Sechser aufgenommen. Die Sandhäuser Formation wurde daraufhin etwas „platt“ gedrückt. Des weiteren waren nun die Berliner Sechser in den Halbräumen anspielbar.


-      Trimmel bindet Kosecki
-      Skrzybski wird von Linsmayer aufgenommen
-      Kroos ist im Halbraum frei

Im Spiel mit Ball präsentierten sich die Sandhäuser überwiegend eindimensional. Konnten sie einmal das hohe Pressing der Berliner überspielen, versuchten sie über den ausweichenden Wooten sowie den ballnahen Sechser die Flügel zu überladen. Da die Zuspiele meist hoch erfolgten, und die Mannschaft insgesamt zu langsam nachrückte, wurden der SVS leicht von den Berlinern auf den Außen isoliert.

Intensität ohne Ertrag

Im Laufe der zweiten Hälfte wurde das Berliner Pressing zunehmend inkohärenter und der SVS konnte sich einige Male Flach in höhere Zonen spielen. Berlin konnte weiterhin das Zentrum sichern und so wählten die Sandhäuser die Route über Außen um ins letzte Drittel zu gelangen. Wooten wich nun noch häufiger horizontal aus und versuchte Bälle zu sichern und abzulegen. Mit Sukuta-Pasu, Vunguidica und Vollmann brachte Kocak zudem Spieler, die eher durchbruchsorientiert als kombinativ agierten. Roßbach und Thiede trauten sich trotzdem nicht bis ganz nach vorne aufzurücken und so wirkte das Positionsspiel etwas unstrukturiert. Es fehlte weiterhin an der nötigen Halbraumpräsenz um sich nachhaltig im letzten Drittel festzuspielen. Die Einwechslungen sorgten tendenziell für ein Überladen der letzten Linie, was dazu führte das die Bälle meist hoch und weit geschlagen wurden.
Zwar konnte insgesamt die Intensität erhöht werden, zu mehr als einer Chance nach einer Standardsituation reichte es dann nicht mehr.

Fazit

Union Berlin fährt verdient einen Auswärtssieg im Hardtwald ein. Jens Keller stellte seine Mannschaft passend auf den Gegner ein. Die 3:2 Überzahl im Zentrum sorgte für Dominanz im Spielaufbau und Überlegenheit im Kampf um zweite Bälle. Das eigens praktizierte hohe Pressing zwang die Sandhäuser zu unkontrollierten langen Bällen, welche von der kompakt stehenden Defensivreihe aufgesammelt wurden.
Der SV Sandhausen traf zum ersten Mal in dieser Saison auf einen Gegner, der die Struktur des Spiels bestimmte und durch passende formative Umstellungen ihre Stärken eliminierte
 










 

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