Dienstag, 1. August 2017

KSV-Holstein Kiel - SV Sandhausen 2:2








Kurzzusammenfassung



-          Sandhausen verbessert im Ballbesitzspiel, aber mit ungewohnten Schwächen bei langen Bällen



-          Anfangs` taktische Umstellung dreht Vorzeichen des Spiels




Der SV Sandhausen setzte in der vergangen Sommervorbereitung auf Konstanz und veränderte seinen Kader nur punktuell. Der Würzburger Daghfous soll Pledl auf der rechten Seite ersetzten, während Kenan Kocak mit Marcel Seegert einen alten Bekannten aus Mannheimer Zeiten als Nachfolger für den überraschend nach Karlsruhe abgewanderten Gordon präsentierte. Ansonsten konnte die Stammelf weitgehend beisammen gehalten werden, wenn gleich die Stürmerposition im Vergleich zu anderen Kaderpositionen etwas unterrepräsentiert wirkt. So musste Sukuta-Pasu den angeschlagenen Wooten ersetzten und bildete gemeinsam mit Höler die Doppelspitze.



Obwohl Cheftrainer Kenan Kocak in einigen Vorbereitungsspielen verschiedene Arten von Dreierkettensystemen einstudierte, vertraute er in Kiel auf die alt bewährte 4-4-2/4-2-3-1 Systematik, welche sich allerding in der strategischen Ausrichtung leicht von der Vorsaison unterschied und von der Funktionsweise an ein Dreierkettensystem erinnerte: Paqarada und Klingmann gaben dem Spiel Breite, so dass Vollmann und Daghfous in die Halbräume driften konnten. Die Flügel waren somit nur einfach besetzt.




Kulovits und Linsmayer orientierten sich bei eigenem Ballbesitz ebenfalls früh in höhere Zonen , drückten Drexler und Mühling nach hinten und öffneten Raum für den häufig aus der ersten Linie andribbelnden Karl.  Stellten die Kieler die Passoptionen in der Mitte zu, wurde das Spiel kurz auf die Außenverteidiger verlagert, welche den Spielvortrag allerdings nicht linear über die Flügel, sondern mittels Diagonalbälle in die Halbräumen fortsetzten.

Bereits in der 12. Minute zahlte sich die diagonale Spielausrichtung aus  indem Daghfous eine verunglückte Kopfballweiterleitung von Peitz antizipierte und aus dem Zentrum auf den auf die Flügel ausweichenden Vollmann weiterleitete, der sofort Höler in der Schnittstelle zwischen Schmidt und Czichos fand. Den anschließenden Foulelfmeter verwandelte Sukuta-Pasu zum 0:1

Markus Anfang schickte seine Elf in einem 4-1-4-1 System auf die Wiese. Peitz gab den alleinigen Sechser hinter Mühling und Drexler. Schindler sowie Lewerenz flankierten Mittelstürmer Ducksch. Die Viererkette rekrutierte sich aus Herrmann, Schmidt, Czichos und Lenz.
Kiel agierte von Beginn an nervös und fahrig. Herrmann und Lenz wurden bereits früh und tief in den Spielaufbau eingebunden. Da sich Peitz in der Mitte einer Unterzahlsituation konfrontiert sah, musste der Ball früh lang geschlagen werden. In darauffolgenden Duellen um zweite Bälle fanden sich Lewerenz und Schindler meist in Unterzahlsituationen wieder. Anfällig zeigten sich die Sandhäuser bis dato lediglich nur, wenn lange Bällen hinter die Abwehr auf Marvin Ducksch gespielt wurden. Dieser konnte sich einige Mal an der Grenze zur Abseitslinie freilaufen und mit seinem großen Bewegungsradius für Übergabeprobleme im Sandhäuser Defensivverbund sorgen.

Als Antwort auf die vielen langen Bälle presste der SVS im 4-4-2 selten kollektiv bis ganz nach vorne durch, sondern versuchte vor allem die oben beschriebene Positionsstruktur für Gegenpressingaktionen zu nutzen.

Das Spielgeschehen nach dem Führungstreffer war geprägt von unzähligen Duellen um zweite Bälle, anschließenden Fouls und Standardsituationen aus dem Halbfeld. Es entwickelte sich eine fahrige Begegnung. Einzig Klingmann sorgte mit einem sehenswerten Dropkick aus 25 Metern für das 0:2 und brachte den SVS eigentlich auf die Siegerstraße.



Veränderte Vorzeichen in Hälfte zwei



Sahen die Kurpfälzer zum Halbzeitpfiff bereits wie der sichere Sieger aus, brachte Kiels Trainer Anfang mit einem cleveren taktischen Kniff den SVS aus dem Konzept. Es folgte eine spektakuläre zweite Halbzeit.




Herrmann und Lenz positionierten sich bei eigenem Ballbesitz nicht mehr auf ihrer angestammten Position auf der Außenbahn, sondern drifteten in die Mitte.

Wie in der Grafik zu erkennen, konnte der KSV die erste Pressinglinie des nun SVS relativ leicht überspielen und damit gleichzeitig vier Sandhäuser aus dem Spiel nehmen. Drexler und Mühling forderten keine Bälle mehr in tiefen Zonen, sondern positionieren sich geschickt neben Kulovits und Linsmayer, was diese  am Aufrücken hinderte.

An der Grundsätzlichen strategischen Ausrichtung änderte sich zwar wenig, doch der KSV hatte nun wesentlich mehr Zeit, lange Bälle aus der ersten Linie vorzubereiten, bzw. -nachdem Überspielen des Pressings- aus dem Zentrum zu schlagen.

Gegen das 2-3-2-3 der Kieler fand Sandhausen nur selten Zugriff auf die Partie und offenbarte ungeahnte Schwächen in der vertikalen Kompaktheit. Die erste Pressinglinie ließ sich zu leicht aus der Formation ziehen, die sechs Akteure dahinter schoben nur unzureichend nach, so dass die Kieler leicht in die Sandhäuser Formation eindringen konnten. Durch die riesigen Abstände zwischen den Spielern gab es kaum Verbindungen nach vorne und keinen Zugriff im Gegenpressing. . Auf diese Weise war es leicht für Kiel die Zentrumsdominanz zurückzuerobern.

Der SVS wurde nun weit nach hinten gedrückt, kriegte einen langen Ball nach dem anderen um die Ohren gehauen und verlor nun auch häufig die anschließenden Duelle um zweite Bälle. Die wenigen Kontergelegenheiten versandeten in unklaren Situationen.
Folgerichtig kamen die Kieler in der 75. Minute zum verdienten Anschlusstreffer als sich Ducksch gegen Seegert behauptete, auf Lewerenz ablegte, welcher den Ball unter die Latte drosch. In der 95. Minute sorgte der bis dahin glücklos agierende Ducksch mit einem direkt verwandelnden Freistoß für den verdienten Ausgleich.
 

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