Kurzzusammenfassung
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Sandhausen
verbessert im Ballbesitzspiel, aber mit ungewohnten Schwächen bei langen Bällen
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Anfangs`
taktische Umstellung dreht Vorzeichen des Spiels
Der SV
Sandhausen setzte in der vergangen Sommervorbereitung auf Konstanz und
veränderte seinen Kader nur punktuell. Der Würzburger Daghfous soll Pledl auf
der rechten Seite ersetzten, während Kenan Kocak mit Marcel Seegert einen alten
Bekannten aus Mannheimer Zeiten als Nachfolger für den überraschend nach
Karlsruhe abgewanderten Gordon präsentierte. Ansonsten konnte die Stammelf
weitgehend beisammen gehalten werden, wenn gleich die Stürmerposition im
Vergleich zu anderen Kaderpositionen etwas unterrepräsentiert wirkt. So musste
Sukuta-Pasu den angeschlagenen Wooten ersetzten und bildete gemeinsam mit Höler
die Doppelspitze.
Obwohl
Cheftrainer Kenan Kocak in einigen Vorbereitungsspielen verschiedene Arten von
Dreierkettensystemen einstudierte, vertraute er in Kiel auf die alt bewährte
4-4-2/4-2-3-1 Systematik, welche sich allerding in der strategischen
Ausrichtung leicht von der Vorsaison unterschied und von der Funktionsweise an
ein Dreierkettensystem erinnerte: Paqarada und Klingmann gaben dem Spiel Breite,
so dass Vollmann und Daghfous in die Halbräume driften konnten. Die Flügel
waren somit nur einfach besetzt.
Kulovits und
Linsmayer orientierten sich bei eigenem Ballbesitz ebenfalls früh in höhere
Zonen , drückten Drexler und Mühling nach hinten und öffneten Raum für den
häufig aus der ersten Linie andribbelnden Karl. Stellten die Kieler die Passoptionen in der
Mitte zu, wurde das Spiel kurz auf die Außenverteidiger verlagert, welche den
Spielvortrag allerdings nicht linear über die Flügel, sondern mittels
Diagonalbälle in die Halbräumen fortsetzten.
Bereits in
der 12. Minute zahlte sich die diagonale Spielausrichtung aus indem Daghfous eine verunglückte
Kopfballweiterleitung von Peitz antizipierte und aus dem Zentrum auf den auf
die Flügel ausweichenden Vollmann weiterleitete, der sofort Höler in der
Schnittstelle zwischen Schmidt und Czichos fand. Den anschließenden
Foulelfmeter verwandelte Sukuta-Pasu zum 0:1
Markus Anfang
schickte seine Elf in einem 4-1-4-1 System auf die Wiese. Peitz gab den
alleinigen Sechser hinter Mühling und Drexler. Schindler sowie Lewerenz
flankierten Mittelstürmer Ducksch. Die Viererkette rekrutierte sich aus
Herrmann, Schmidt, Czichos und Lenz.
Kiel agierte
von Beginn an nervös und fahrig. Herrmann und Lenz wurden bereits früh und tief
in den Spielaufbau eingebunden. Da sich Peitz in der Mitte einer
Unterzahlsituation konfrontiert sah, musste der Ball früh lang geschlagen
werden. In darauffolgenden Duellen um zweite Bälle fanden sich Lewerenz und
Schindler meist in Unterzahlsituationen wieder. Anfällig zeigten sich die
Sandhäuser bis dato lediglich nur, wenn lange Bällen hinter die Abwehr auf
Marvin Ducksch gespielt wurden. Dieser konnte sich einige Mal an der Grenze zur
Abseitslinie freilaufen und mit seinem großen Bewegungsradius für Übergabeprobleme
im Sandhäuser Defensivverbund sorgen.
Als Antwort
auf die vielen langen Bälle presste der SVS im 4-4-2 selten kollektiv bis ganz
nach vorne durch, sondern versuchte vor allem die oben beschriebene
Positionsstruktur für Gegenpressingaktionen zu nutzen.
Das
Spielgeschehen nach dem Führungstreffer war geprägt von unzähligen Duellen um
zweite Bälle, anschließenden Fouls und Standardsituationen aus dem Halbfeld. Es
entwickelte sich eine fahrige Begegnung. Einzig Klingmann sorgte mit einem
sehenswerten Dropkick aus 25 Metern für das 0:2 und brachte den SVS eigentlich
auf die Siegerstraße.
Veränderte Vorzeichen in
Hälfte zwei
Sahen die
Kurpfälzer zum Halbzeitpfiff bereits wie der sichere Sieger aus, brachte Kiels
Trainer Anfang mit einem cleveren taktischen Kniff den SVS aus dem Konzept. Es
folgte eine spektakuläre zweite Halbzeit.
Herrmann und
Lenz positionierten sich bei eigenem Ballbesitz nicht mehr auf ihrer
angestammten Position auf der Außenbahn, sondern drifteten in die Mitte.
Wie in der
Grafik zu erkennen, konnte der KSV die erste Pressinglinie des nun SVS relativ
leicht überspielen und damit gleichzeitig vier Sandhäuser aus dem Spiel nehmen.
Drexler und Mühling forderten keine Bälle mehr in tiefen Zonen, sondern positionieren
sich geschickt neben Kulovits und Linsmayer, was diese am Aufrücken hinderte.
An
der Grundsätzlichen strategischen Ausrichtung änderte sich zwar wenig, doch der
KSV hatte nun wesentlich mehr Zeit, lange Bälle aus der ersten Linie
vorzubereiten, bzw. -nachdem Überspielen des Pressings- aus dem Zentrum zu
schlagen.
Gegen
das 2-3-2-3 der Kieler fand Sandhausen nur selten Zugriff auf die Partie und
offenbarte ungeahnte Schwächen in der vertikalen Kompaktheit. Die erste
Pressinglinie ließ sich zu leicht aus der Formation ziehen, die sechs Akteure
dahinter schoben nur unzureichend nach, so dass die Kieler leicht in die
Sandhäuser Formation eindringen konnten. Durch die riesigen Abstände zwischen
den Spielern gab es kaum Verbindungen nach vorne und keinen Zugriff im
Gegenpressing. . Auf diese Weise war es leicht für Kiel die Zentrumsdominanz
zurückzuerobern.
Der SVS wurde
nun weit nach hinten gedrückt, kriegte einen langen Ball nach dem anderen um
die Ohren gehauen und verlor nun auch häufig die anschließenden Duelle um
zweite Bälle. Die wenigen Kontergelegenheiten versandeten in unklaren
Situationen.
Folgerichtig
kamen die Kieler in der 75. Minute zum verdienten Anschlusstreffer als sich
Ducksch gegen Seegert behauptete, auf Lewerenz ablegte, welcher den Ball unter
die Latte drosch. In der 95. Minute sorgte der bis dahin glücklos agierende
Ducksch mit einem direkt verwandelnden Freistoß für den verdienten Ausgleich.
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