SV Sandhausen – VFB Stuttgart 1:2
Grundformationen
Der SV
Sandhausen trat zum ersten Mal in dieser Saison in einer flexiblen 4-1-4-1
Grundformation an. Dabei variierten sie je nach Spielphase die Pressinghöhe,
was zu einigen Umformungen führte: Im häufig praktizierten hohen Pressing rückte
der ballnahe Achter neben die einzige Spitze (Sukuta-Pasu). Es entstanden 4-4-2
Strukturen. Liefen die beiden Flügelspieler die erste Linie diagonal an, entstanden
4-3-3 Strukturen. Dadurch konnte das Team um Cheftrainer Kenan Kocak die erste
Linie der Stuttgarter attackieren und somit zu einigen Fehlpässen und langen
Bällen zwingen.
Generell versuchten
die Sandhäuser das Zentrum zu versperren, das Aufbauspiel der Schwaben auf die
Außen zu lenken um dort dann mit Hilfe von Überzahlsituationen zu isolieren. Wurde das hohe Pressing überspielt, zog sich der SVS zurück und
verteidigte die Zwischenlinienräume in den Schnittstellen.
Der VfB nutze
im Spielaufbau das Zentrum nur als Durchlaufstation für schnelle, vertikale
Angriffe. Dies könnte möglicherweise auch am Fehlen des ballsicheren Japaners
Hosogai liegen, der von Zimmermann ersetzt wurde.
In der Regel
versuchten sie vor allem die im Sandhäuser 4-1-4-1 entstehenden Lücken
zwischen Außenverteidiger, Sechser und Flügelspieler zu suchen. Sandhausen
löste das so, dass die Außenverteidiger Paqarada und Thiede aggressiv Druck
machten, sobald ein Stuttgarter Flügelspieler an den Ball gelangte wenn ein
offensiver Außen des VfB an den Ball kam. Dadurch ging jedoch immer wieder die
Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidiger auf, die jedoch durch die
mit hoher Intensität zurückarbeitenden Achter geschlossen wurden.
Stuttgart
presste ebenfalls hoch. Der ballnahen Achter rückte häufig neben Terodde auf und
stellte somit eine 4-1-3-2 Formation im Angriffspressing her. Dabei wurde der
spielerisch eher limitierte Torwart Knaller angelaufen um unkontrollierte lange
Bälle zu provozieren.
Eben diese lange
Bälle in das letzte Drittel des Gegners sind ein probates Mittel um sich aus
Drucksituationen zu befreien und gefährliche Ballverluste im Mittelfeld zu
vermeiden. Zwar wird dadurch die eigene Gefährlichkeit der Stabilität geopfert,
doch für ein individuell eher schwächeres Team wie den SVS stellt diese Option
ein probates Mittel dar um Offensivpräsenz zu erzeugen. Deswegen vermieden die
Hardtwälder oftmals ein ambitioniertes Aufbauspiel mit einem abkippenden
Sechser, sondern schlugen die Bälle nach kurzer Zirkulation auf Zielspieler
Sukuta-Pasu.
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Sukuta-Pasu zieht IV aus Zentrum und legt auf
Achter ab
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Pledl und Kosecki ziehen diagonal ins Zentrum
Dieser ließ
sich dabei häufig leicht zurückfallen, versuchte die Innenverteidigung etwas
herauszulocken um dann auf die Achter abzulegen, welche dann mit Direktpässen
die diagonal ins Zentrum ziehenden Flügelspieler Kosecki und Pledl bedienen
sollten. Die Stuttgarter Innenverteidiger ließen sich in solchen Situationen zu
leicht aus dem Zentrum ziehen und gaben strategisch wichtige Bereiche preis.
Ein weiteres
Stilmittel im Sandhäuser Aufbau waren Flügelüberladungen: Sukuta-Pasu bewegte
sich in der ersten Linie horizontal
ausweichend und versuchte Flügelüberladungen zu initiieren. Der ballnahe Achter
sowie der ballnahe Außenverteidiger schoben dabei ebenfalls Richtung Flügel,
während die ballfernen Spieler den Strafraum belagerten. Infolge dessen konnten
zwar teilweise sehenswerte kleinräumige Kombinationen angestoßen werden, um
letztendlich nachhaltig gefährlich zu werden fehlte es allerdings an Durchschlagskraft.
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Sukuta-Pasu weicht auf Flügel aus
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AV und ballnaher Achter schieben Richtung
Flügel
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Mitte der
zweiten Hälfte konnten die Stuttgarter die oben beschriebenen Lücken zwischen
AV und IV konsequenter bespielen und erzielten nach einem über den Flügel
vorgetragenen Angriff das 0:2. Kenan Kocak brachte daraufhin Wooten für Karl
und stellte auf ein 4-4-1-1 System um. Der VFB verpasste es im Anschluss das
Spiel zu beruhigen. Statt mit langen Ballzirkulationen die Sandhäuser müde zu
laufen, überluden sie die letzte Linie und spielten sehr früh vertikale, lange
Bälle. Daraus resultierte auch eine gewisse Inkohärenz im Pressing sowie eine
nachlassende vertikale Kompaktheit.
Auf Grund der
nachlassenden Intensität im Stuttgarter Pressing, versuchte Sandhausen nun
vermehrt über die sich im Halbraum anbietenden Sechser einen geregelten
Spielaufbau zu betreiben. Die Außenverteidiger schoben weit nach vorne und
banden die mannorientiert verteidigenden Stuttgarter Flügelspieler in deren
Hälfte. Angriffe wurden weiterhin über die Flügel vorgetragen, welche nun noch
intensiver überladen wurden. Dabei positionierten sich die einzelnen Spieler
sowie das gesamte Kollektiv sehr kompakt und eng zueinander. Die ballfernen
Akteure rückten nun entweder noch vehementer Richtung Strafraum, um Flanken zu
verwerten und zweite Bälle aufzusammeln, oder boten sich als Verlagerungsoption
an.
Die geringen
Abstände der Akteure zueinander, begünstigten Gegenpressingaktionen nach
Ballverlusten, was oftmals nicht nur die Konterversuche der Stuttgarter im Keim
erstickte, sondern zu eigenen aussichtsreichen Kontersituationen führte.
In der 75.
Minute wechselte Kocak mit Höler einen beweglichen Spieler für Sukuta-Pasu ein.
Höler bot sich häufig im Zwischenlinienraum an und versuchte auf Wooten
durchzustecken. So auch beim 1:2 Anschlusstreffer: Höler erhielt im Halbraum
den Ball, profitierte von einer schwachen Zwischenlinienraumsicherung der
Stuttgarter und steckte auf Wooten durch. Der VFB verteidigte weiter tief und rettete
den knappen Vorsprung über die Zeit.
Fazit
Im Spiel
gegen den Ball konnten die Sandhäuser ihre individuelle Unterlegenheit dadurch
ausgleichen indem sie als kollektiv mit hoher Intensität früh den Gegner
attackierten. Der VFB wurde zu langen Bällen gezwungen und konnte aus
strategisch wichtigen Räumen ferngehalten werden. Den im 4-1-4-1 anfälligen
Raum neben dem Sechser konnten sie durch die gut nach hinten arbeitenden Achter
schließen.
Bei eigenem
Ballbesitz agierte das Team von Kenan Kocak jedoch etwas zu eindimensional und
durchschaubar. Trotzdem zeigten sie gute Ansätze und versuchten vor allem mit
Hilfe von Schnittstellenpässen und Flügelüberladungen zum Erfolg zu kommen.
Vorteilhafte Offensivstaffelungen sicherten hohe Aufrückbewegungen ab und
begünstigten insbesondere in den letzten 20. Minuten erfolgreiche Gegenpressingaktionen.
Mangelnde Durchschlagskraft im letzten Drittel verhinderte eine größere Anzahl
an Torchancen.
Dem VFB
Stuttgart hat man angemerkt, dass sie sich noch an die unterschiedlichen Gegebenheiten
in der 2.Bundesliga gewöhnen müssen. In vielen Ballbesitzphasen wurde zu früh
der lange Ball genutzt um geschlossen aufzurücken. Insbesondere gegen Ende
suchte der VFB zu häufig den langen Ball und büßte an vertikaler Kompaktheit
ein.
Das Fehlen
eines strukturierten Aufbaus durch das Zentrum lässt sich sicherlich teilweise
durch die Abwesenheit von Hosogai und das hohe Pressing der Sandhäuser
erklären.
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